Zelte sind eine praktische Erfindung. Sie schützen dich vor Wind und Regen, halten Krabbeltiere fern und sorgen für mehr Privatsphäre im Freien. Doch nicht jeder Bikepacker hat Lust, Plane und Gestänge mitzunehmen. Vor allem in lauen Sommernächten ist das Schlafen „oben ohne“ beliebt.
Unter dir die Isomatte, über dir der Sternenhimmel – romantischer geht es nicht.
Beachte allerdings: Sobald Regen einsetzt, ein kalter Wind weht oder Mücken über dich herfallen, ist es mit der Romantik vorbei.
Das Übernachten ohne Zelt will gut geplant sein.
Du brauchst nicht nur die nötige Schlafausrüstung, sondern musst auch den Standort mit Bedacht wählen.
Temperatur und Witterung spielen ebenso eine Rolle wie gesetzliche Bestimmungen – denn nicht überall darfst du im Freien campieren.
In diesem Artikel verrate ich dir, wie deine erste Nacht ohne Zelt zum vollen Erfolg wird.
Zum Übernachten im Freien brauchst du zwei Dinge: eine Unterlage und einen Schlafsack.
Folgende Möglichkeiten stehen zur Auswahl:
Hängematten bieten gleich mehrere Vorteile:
Zum einen kommen sie ohne Gestänge aus – lassen sich also platzsparender transportieren als Zelte.
Zum anderen schläfst du über dem Boden.
Das heißt, du benötigst keine isolierende Unterlage, um dich vor Bodenkälte zu schützen.
Auch Krabbeltiere können dir nichts anhaben.
Wenn du eine Hängematte mit Moskitonetz wählst, bist du vor Stechmücken sicher.
Beim Komfort scheiden sich die Geister.
Manche Bikepacker lieben es, so richtig „durchzuhängen“; andere bekommen kein Auge zu, weil sie feste Matten gewohnt sind.
Ein weiterer Nachteil:
Um die Hängematte zu spannen, benötigst du zwei Bäume.
Im Hochgebirge fällt diese Schlafmöglichkeit daher weg.
Wer im Zelt übernachtet, profitiert von einer wasserabweisenden Unterlage.
Diese fehlt beim Campieren im Freien.
Du solltest sie daher selbst mitbringen.
Im einfachsten Fall genügt eine Plastikfolie.
Noch mehr Komfort bieten Folien, die unten mit wasserresistentem Plastik und oben mit gepolstertem Stoff versehen sind.
Darüber kommt deine Schlafunterlage.
Isomatte oder Luftmatratze – die Entscheidung liegt bei dir.
Luftmatratzen sind meist weicher, dafür aber auch teurer.
Wer unruhig schläft, riskiert, von der Matratze zu rutschen.
Auf Isomatten liegst du generell etwas härter, aber stabiler.
Am besten probierst du beide Varianten zuhause aus, bevor du deine Übernachtung im Freien planst.
Natürlich muss die Isolierung zur Jahreszeit passen.
Je höher der sog. R-Wert, desto besser bist du vor Bodenkälte geschützt.
Im Sommer genügen meist 1–2,5.
Möchtest du im Frühling oder Herbst draußen schlafen, empfehlen sich R-Werte von 3 oder 3,5.
Alles darüber fällt in die Kategorie Winter-Camping.
Auch im Hochsommer können die Temperaturen nachts empfindlich fallen.
Damit du es warm hast, benötigst du den passenden Schlafsack.
Orientiere dich hier an der Komforttemperatur (T comf), die vom Hersteller angegeben wird.
Da die isolierende Zeltwand fehlt, spricht nichts gegen einen etwas höheren Wert.
Ebenfalls wichtig ist Schutz vor Nässe.
Selbst, wenn es nicht regnet, kann aufsteigende Feuchtigkeit deinen Schlafsack durchnässen.
Achte auf wasserfestes Material und versiegelte Nähte.
Um auf Nummer sicher zu gehen, solltest du deinen Schlafsack vor der Tour imprägnieren.
Beim Innenmaterial hast du zwei Möglichkeiten:
Natur- oder Kunstdaunen.
Naturdaunen punkten mit besserer Isolation.
Allerdings reagieren sie empfindlich auf Feuchtigkeit.
Sie wieder trocken zu bekommen, ist aufwändig.
Kunstdaunen präsentieren sich pflegeleichter, bringen bei gleicher Isolierung aber mehr Gewicht auf die Waage.
Lesetipp: Der große Bikepacking-Schlafsack Guide
Wenn dein Schlafsack nicht wasserfest ist, kannst du dir mit einem Biwaksack behelfen.
Es handelt sich um eine wasserdichte Hülle, die über den Schlafsack gezogen wird.
So bist du auch rudimentär vor Wind geschützt und hast es wärmer.
Biwaksäcke gibt es in mehreren Varianten.
Am simpelsten aufgebaut sind Notfall-Biwaksäcke.
Sie bestehen aus Plastik und halten Regen ab.
Wer es komfortabler mag, sollte ein atmungsaktives Modell wählen.
Damit vermeidest du Kondenswasser.
Die Deluxe-Variante stellen Biwaksäcke mit Gestänge dar.
Doch Achtung: Sie gehen stark in Richtung Zelt.
Ob du damit noch lagerst oder schon campierst, ist also fraglich.
Du möchtest nicht ganz auf ein „Dach über dem Kopf“ verzichten?
Dann empfehle ich Tarps.
Diese Planen lassen sich unkompliziert zwischen Bäumen oder Stöcken aufspannen und bieten Schutz vor Regen.
Das Schöne an Tarps ist ihre Flexibilität.
Du kannst sie auf mehrere Arten aufbauen.
Niedrige Konstruktionen bieten dem Wind nur wenig Angriffsfläche; willst du dagegen unter dem Tarp kochen, hängst du das gute Stück etwas höher.
Natürlich will der Aufbau gelernt sein.
Du benötigst passende Schnüre und musst wissen, wie man sie sicher verknotet.
Probiere dein Tarp am besten vor der Tour im Garten aus.
Erst, wenn du die wichtigsten Konstruktionen beherrschst, bist du bereit für die Wildnis.
Urheber: Joan Marcé Jo/Wirestock Creators
Zelten ist in Deutschland nur auf ausgewiesenen Plätzen erlaubt.
Doch was ist, wenn du gar kein Zelt dabeihast?
Dann spricht man nicht vom Zelten, sondern vom Lagern.
Es gelten weniger strenge Regelungen.
Generell darfst du überall lagern, wo es nicht ausdrücklich verboten ist.
Das heißt: Wer sich auf öffentlichem Grund und Boden in den Schlafsack legt, hat nichts zu befürchten.
Auch eine Übernachtung unter dem Tarp gilt grundsätzlich als Lagern.
Übertreiben solltest du es aber nicht:
Bei tagelangen Aufenthalten kann die Grenze zum Zelten oder Campieren überschritten sein.
Nicht erlaubt ist das Lagern in Naturschutzgebieten und Nationalparks.
Es scheitert meist schon daran, dass du auf den gekennzeichneten Wegen bleiben musst.
Noch komplizierter wird es in Naturparks, Biosphärenreservaten und Landschaftsschutzgebieten.
Ob du dort übernachten darfst, hängt von der Schutzgebietsverordnung ab.
Informiere dich unbedingt vor der Tour und frage gegebenenfalls telefonisch nach.
Auf Privatgrundstücken benötigst du die Erlaubnis des Besitzers.
Leider ist nicht immer klar, wo öffentlicher Grund aufhört und privater Grund beginnt.
Gehört die Wiese am Waldrand jemandem?
Im schlimmsten Fall findest du das erst heraus, wenn du früh morgens fortgescheucht wirst.
Du siehst schon:
Wildcamper haben es in hierzulande nicht leicht!
Darum empfehle ich dir eine Alternative: Trekking- oder Biwakplätze.
Hier nächtigst du ganz legal in der freien Natur.
Oft stehen sogar Annehmlichkeiten wie eine Feuerstelle oder ein Plumpsklo bereit.
Die Übernachtung kostet selten mehr als ein paar Euro.
Allerdings kann eine Anmeldung erforderlich sein. Vor allem in der Hochsaison solltest du deinen Platz rechtzeitig reservieren.
How-to Bikepack ist der Bikepacking-Ratgeber für Einsteiger und Einsteigerinnen und zeigt dir Schritt für Schritt, wie du unvergessliche Abenteuer in der Natur vorbereiten und umsetzen kannst.
Die beste Jahreszeit zum Übernachten im Freien ist sicherlich der Sommer.
Vor allem Juli und August bieten sich an.
Dann herrschen nachts meist Temperaturen über 10° C.
Isomatte und Schlafsack genügen, um dich warmzuhalten.
Natürlich verbietet dir niemand, im Frühling ohne Zelt zu schlafen.
Beachte jedoch: Selbst, wenn es tagsüber angenehm warm ist, kann das Quecksilber nachts dramatisch fallen.
Auch Bodenfrost stellt ein Problem dar.
„Nach der kalten Sophie kein Frost“ gilt in Zeiten des Klimawandels nur noch bedingt.
Bis Ende Mai ist eine dicke Unterlage also Pflicht. Dasselbe gilt ab Ende Oktober.
Ganz hartgesottene Bikepacker übernachten auch im Winter draußen.
Doch dafür solltest du wissen, was du tust! Isomatte und Schlafsack müssen für Minusgrade ausgelegt sein.
Außerdem benötigst du genug Feuerholz und einen Unterstand gegen den Schnee.
Wer zu nachlässig plant, riskiert eine Unterkühlung oder Schlimmeres.
Neben den Temperaturen spielt die Witterung eine Rolle.
Niemand will beim Schlafen nass werden.
Check daher unbedingt den Wetterbericht, bevor du losfährst.
Je höher die Regenwahrscheinlichkeit, desto wichtiger wird die Ausrüstung.
Ein wasserdichtes Tarp sollte unbedingt mit ins Gepäck, damit du von oben trocken bleibst.
Achte auch auf die Windgeschwindigkeit.
Im schlimmsten Fall wird die Plane weggerissen, wenn du sie nicht sicher befestigst. Stabile Schnüre und Heringe sind ein Muss.
Ist kein Regen gemeldet, kannst du das Tarp zuhause lassen – aber auf eigene Gefahr.
Auch Meteorologen irren sich manchmal. Mehr als 7 Tage lässt sich das Wetter ohnehin kaum vorhersagen.
Bei längeren Touren empfehle ich daher ausreichenden Regenschutz.
So bist du auf alle Eventualitäten vorbereitet.
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In der Wildnis zu übernachten, hat etwas Romantisches.
Doch bedenke:
Die Natur kann unbarmherzig sein. Du solltest daher genau überlegen, wo du dich zur Ruhe bettest.
Auf den ersten Blick mögen Bach- und Flussufer ideal erscheinen.
Du kannst deine Flasche auffüllen, das Essgeschirr reinigen und dich direkt nach dem Aufstehen waschen.
Doch beim Schlafen ist ein rauschender Bach eher nervig.
Im schlimmsten Fall bekommst du kein Auge zu.
Außerdem herrscht in der Nähe von Gewässern eine höhere Luftfeuchtigkeit, sodass deine Ausrüstung durchnässt wird.
Stehende Gewässer wie Tümpel solltest du ebenfalls meiden:
Hier tummeln sich im Sommer Stechmücken, die nur auf einen „Leckerbissen“ wie dich warten.
Das Übernachten im Gebirge hat seine eigenen Tücken.
Selbst im Hochsommer fallen die Temperaturen nachts dramatisch, sodass du auf ausreichende Isolierung achten musst.
Außerdem gibt es kaum Vegetation, die Wind und Regen abhält.
Für diesen Schutz musst du selbst sorgen – etwa mithilfe eines robusten Biwaksacks.
Alternativ kannst du dein Fahrrad als Gestänge verwenden und ein Tarp spannen.
Wähle deinen Standort mit Bedacht: Felswände halten zwar den Wind ab.
Direkt daneben zu campieren, ist aufgrund der Steinschlag-Gefahr jedoch keine gute Idee.
Wiesen bieten eine natürliche Polsterung.
Sind dann noch ein paar Bäume in der Nähe, bist du rudimentär vor Wind geschützt. Beachte jedoch:
Nachts entsteht unweigerlich Tau, der dein Equipment durchnässen kann.
Eine ausreichend große Plane als Unterlage ist daher Pflicht.
Noch mehr Schutz vor Feuchtigkeit bieten Biwaksäcke.
Doch selbst dann bleibt ein Problem:
Anders als im Wald bist du kaum vor neugierigen Blicken geschützt.
Stelle sicher, dass du auf der Wiese lagern darfst, und halte Abstand zu Hochsitzen!
Zwar wirst du kaum für ein Tier gehalten werden.
Doch nicht immer sind Jäger begeistert von Wildcampern, die neben ihrem Unterstand schlafen.
Viele Bikepacker bevorzugen den Wald als Schlafplatz.
Das verwundert nicht. Auf dem Waldboden wird deine Ausrüstung weniger feucht als in der Wiese.
Bäume bieten natürlichen Schutz vor den Elementen und verdecken außerdem die Sicht.
So genießt du mehr Privatsphäre.
Trotzdem gibt es einige Dinge zu beachten:
Der Untergrund sollte frei von Wurzeln, Stöcken und Zapfen sein.
Sonst erwartet dich eine unbequeme Nacht.
Wirf außerdem einen Blick nach oben.
Du solltest nie unter Totholz oder morschen, abgestorbenen Bäumen schlafen.
Bei einem Windstoß könnten Äste abbrechen und auf dich fallen – schlecht, wenn du keine schützende Zeltplane hast.
Zu guter Letzt gilt:
In den meisten Wäldern ist Feuermachen streng verboten.
Dasselbe gilt für Gas-, Benzin- oder Spirituskocher.
Du musst dich also anderweitig versorgen.
Idealerweise baust du deinen Schlafplatz auf, bevor es dunkel wird.
Doch evtl. musst du das Tarp mitten in der Nacht nachspannen oder die Plane verrücken.
Für diese Fälle empfiehlt sich eine Stirnlampe*.
So kannst du deine Umgebung beleuchten und hast trotzdem beide Hände frei.
Auch in Sommernächten kann es kalt werden – vor allem, wenn die isolierende Zeltwand fehlt.
Ich empfehle daher lange Hosen, Fleece-Pullover und Isolationsjacken.
Praktisch sind Armlinge und Beinlinge.
Diese streifst du bei Bedarf einfach über.
Natürlich sollte Regenkleidung nicht fehlen.
Man weiß schließlich nie, ob das Wetter umschlägt.
Fernab von Zeltplätzen musst du dich selbst versorgen.
Du benötigst Campinggeschirr, Besteck sowie einen Kocher.
Doch Vorsicht: Gas- und Benzinkocher gelten als offenes Feuer.
Sie sind in den meisten Wäldern und Naturschutzgebieten verboten.
Erkundige dich vorher nach den Bestimmungen.
Im Zweifelsfall solltest du genug Fertignahrung* dabeihaben, um eine Nacht zu überstehen.
Nicht im Rucksack fehlen sollte ein Messer*.
Damit kannst du Stöcke zurechtschnitzen, wenn du dir ein improvisiertes Lager bauen willst.
Eine Säge* eignet sich, um Feuerholz zu zerkleinern, und wer sein Tarp befestigen will, nimmt am besten einen (kleinen) Hammer mit.
So fällt das Verankern der Heringe leichter.
Die Stimmen der Natur sind faszinierend – können dich aber auch um den Schlaf bringen.
Vor allem im Hochsommer veranstalten Zikaden und Frösche ein Konzert, das die ganze Nacht dauern kann.
Ich empfehle Ohropax*, um die Geräuschkulisse zu dämpfen.
In der freien Natur gibt es keine Toiletten.
Pack daher unbedingt Klopapier ein und verscharre es mit einer kleinen Schaufel.
So treten andere Bikepacker nicht in deine „Hinterlassenschaften“.
Auch Waschbecken sind in der Wildnis rar gesät.
Zur Körperpflege empfiehlt sich biologisch abbaubare Seife*.
Vor dem Essen solltest du Hand-Desinfektionsmittel benutzen, um dich vor Keimen zu schützen.
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Wie bei jeder Übernachtung im Freien gilt:
Respektiere die örtliche Flora.
Vermeide es, Pflanzen zu beschädigen oder auszureißen.
Auch das Abschneiden von Ästen ist tabu. Nutze stattdessen totes Holz für dein Lagerfeuer.
Ohne Zelt fehlt die schützende Barriere zwischen dir und der Tierwelt.
Zwar meiden Wildschweine, Rehe und Füchse den Menschen.
Du solltest es jedoch nicht auf eine Begegnung anlegen.
Vermeide es, in der Nähe von Futterkrippen zu lagern.
Wenn du Tierspuren entdeckst, such dir lieber einen anderen Schlafplatz.
Nachts wollen die Tiere schlafen.
Störe sie also nicht durch Lärm oder grelles Licht.
Viel häufiger wirst du mit kleineren Tierchen zu tun haben.
Je weiter du von der Zivilisation entfernt bist, desto schwieriger wird es, Hilfe zu holen.
Darum spielt das Thema Sicherheit eine große Rolle.
Urheber: New Africa
Wie du siehst, kann Übernachten ohne Zelt viel bedeuten.
Im einfachsten Fall breitest du deine Unterlage aus und legst dich in den Schlafsack.
Doch diese Option empfehle ich nur bei warmem, absolut trockenem Wetter.
In den meisten Fällen ist es ratsam, ein Tarp oder zumindest einen Biwaksack dabeizuhaben.
So bist du besser vor Regen und Wind geschützt.
Auch ein Moskitonetz macht das Schlafen im Freien angenehmer.
Mein zweiter Tipp lautet:
Überschätze dich nicht!
Bei kalten Temperaturen ohne Zelt zu schlafen, erfordert viel Planung und spezielles Equipment.
Anfänger sollten lieber den Hochsommer wählen.
Eine Übernachtung genügt fürs erste.
Danach siehst du, ob das Schlafen „oben ohne“ etwas für dich ist – oder ob du den Komfort eines Zelts bevorzugst.
In diesem Sinne wünsche ich dir viel Erfolg und eine gute Fahrt.
Happy Bikepacking!
Dennis