In unseren eigenen vier Wänden sprudelt das Wasser auf Knopfdruck aus dem Hahn – nicht so in der Wildnis. Natürlich könntest du das kostbare Nass in Flaschen mitschleppen, doch das würde auf Dauer ganz schön ins Gewicht gehen.
Einfacher ist es, auf natürliche Wasserquellen zurückzugreifen – etwa Flüsse, Bäche und Quellen.
Doch nicht jedes Wasser lässt sich bedenkenlos trinken.
Um Erkrankungen zu vermeiden, solltest du es vorher reinigen bzw. filtern.
Im Folgenden stelle ich die beliebtesten Methoden der Wasseraufbereitung mit ihren Stärken und Schwächen vor.
Bei der Verunreinigung von Wasser lässt sich zwischen sichtbaren und unsichtbaren Bestandteilen unterscheiden:
Sichtbare Verschmutzungen umfassen unter anderem Dreck, Erde, Sand, Pflanzen, Algen und andere organische Materialien.
Auch wenn viele dieser Schwebstoffe an sich ungefährlich sind, können sich Mikroorganismen an ihnen festklammern und so in den menschlichen Körper gelangen.
Mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind Chemikalien: darunter Dünger und Pflanzenschutzmittel. Diese Substanzen finden sich häufig in der Nähe von landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Leider schwimmen noch andere Substanzen in unseren Gewässern.
Benzin und Schweröl stellen in Siedlungsgebieten ebenso ein Problem dar wie die Rückstände von Medikamenten. Letztere präsentieren sich besonders tückisch, da sie von Kläranlagen nicht gefiltert werden können.
Doch auch das Wasser in der freien Natur kann verunreinigt sein: und zwar mit unsichtbaren Mikroorganismen:
Die Gefahr, die von Verunreinigungen im Wasser ausgeht, ist nicht überall in der Wildnis gleich. Stattdessen spielen folgende Faktoren eine Rolle:
Im warmen Wasser können sich Krankheitserreger – allen voran Bakterien – leichter vermehren als im kalten. Das ist unter anderem ein Grund, warum du deinen Durst nie an stehenden Gewässern löschen solltest.
Je näher sich das Wasser an der Quelle befindet, desto weniger Zeit haben Mikroorganismen, sich zu vermehren. Außerdem finden sich dort weniger Sedimente im Wasser, was die Filterung erleichtert.
Je höher das Gewässer, desto geringer das Risiko durch Mikroorganismen. Hierbei spielt auch die Weidegrenze eine Rolle: Oberhalb von ihr ist das Wasser nur noch in geringem Maße von tierischen Fäkalien verschmutzt.
Betrachtet man diese Kriterien, wird klar, warum Gebirgsbäche als sauberste Gewässer gelten.
Diese sind erfrischend kalt, befinden sich nahe an der Quelle und fließen meist durch spärlich oder gar nicht besiedelte Gebiete.
Trotzdem kann auch hier die Gefahr durch Verunreinigungen nicht ausgeschlossen werden.
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Um Wasser in der Wildnis trinkbar zu machen, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
Wenn Wasser auf 100° C oder mehr erhitzt wird, sterben die allermeisten Mikroorganismen wie Protozoen, Bakterien und Viren ab – können sich also nicht mehr im menschlichen Körper vermehren.
Das Abkochen gilt daher schon lange als effektive Methode der Trinkwasseraufbereitung. Um auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt es sich, das Wasser mindestens 3 Minuten kochen zu lassen. In den Bergen erhöht sich diese Zeit um 1 Minute pro 150 Höhenmetern.
Falls du dich ohnehin in der Wildnis selbst versorgst und einen Gaskocher plus Topf dabeihast, bedeutet diese Methode kein zusätzliches Gewicht. Außerdem musst du kein Geld für chemische Tabletten ausgeben.
Jedoch hat das Abkochen seine Grenzen:
Sichtbare Verunreinigungen müssen auf andere Art aus dem Wasser gefiltert werden, und Chemikalien wie Schweröl oder Pflanzenschutzmittel lassen sich durch Abkochen leider nicht entfernen.
Natürlich erhöht sich durch häufiges Abkochen auch dein Brennstoffverbrauch auf der Tour.
Es lohnt sich also, gleich größere Mengen Wasser auf einmal aufzubereiten.
Die Wasser Aufbereitung per chemischen Tabletten und Tropfen* ist vor allem bei Bikepackern beliebt, die Platz im Rucksack sparen möchten.
Und auch die Gewichtsersparnis ist ein nicht zu leugnender Faktor:
Eine Packung mit 100 Tabletten wiegt nur wenige Gramm.
Die Anwendung ist denkbar einfach:
Du musst lediglich die Tabletten/Tropfen ins Wasser geben. Nach 30 Minuten ist ein Großteil der Mikroorganismen abgetötet. Zur Sicherheit empfehlen die meisten Hersteller jedoch, 2 Stunden zu warten.
Diese lange Dauer stellt einen Hauptnachteil der chemischen Aufbereitung dar und erfordert einiges an Planung. Dafür ist das so gefilterte Wasser auch mehrere Wochen lang trinkbar.
Ein weiteres Manko: Schwebstoffe im Wasser beeinträchtigen die Wirksamkeit der Methode, was eine Vorfilterung nötig macht.
Unbedenklich, aber nicht jedermanns Sache ist der Geschmack: Chemisch gefiltertes Wasser schmeckt nach Chlor.
Wer sich damit nicht anfreunden kann, sollte geschmacksneutrale Varianten wählen oder das Wasser zusätzlich durch Aktivkohlefilter jagen, die wir weiter unten vorstellen.
Bedenklich ist Chlor in geringen Dosen übrigens nicht. Nur, wenn du mehrere Wochen gechlortes Wasser zu dir nimmst, kann eine Reizung der Darmschleimhaut die Folge sein.
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Unter der Filtrierung versteht man das Entfernen von Schwebstoffen aus dem Wasser. Auch hierfür gibt es mehrere Methoden:
Die Funktionsweise mechanischer Filter kannst du dir vorstellen wie bei einem Sieb. Je kleiner die Löcher bzw. Poren, desto mehr Fremdkörper werden festgehalten.
Die meisten Outdoor Wasserfilter besitzen eine Porengröße von 0,2–0,1 Mikron.
Das reicht aus, um Protozoen und Bakterien zu entfernen. Gleichzeitig geht die Filterung schneller von der Hand als durch das Abkochen oder mit chemischen Tabletten.
Manche Produkte lassen sich sogar mit Trinkflaschen kombinieren, was den Komfort erhöht.
Andere Modelle ähneln einem Strohhalm, sodass du direkt aus dem Gewässer trinken kannst. Beim Gewicht präsentieren sich mechanische Filter unschlagbar: Viele Varianten wiegen gerade einmal 100 Gramm.
Ein Nachteil: Für Viren sind die Poren der meisten Filter zu grobmaschig. Sie werden nur festgehalten, wenn sie an größeren Partikeln haften.
Wenn du garantierten Virenschutz suchst, bleiben also nur verhältnismäßig teure Filtersysteme mit 0,02 Mikron Porengröße, die regelmäßig gereinigt und ausgetauscht werden müssen.
Aktivkohle-Filter* kommen vor allem für Lüftungssysteme zum Einsatz. Sie lassen sich jedoch auch zum Filtern von Wasser verwenden, da Schadstoffe am Kohlenstoff hängen bleiben.
Ein großer Nachteil: Aktivkohlefilter sind nicht fein genug, um Bakterien und Viren zu entfernen. Und auch Chemikalien können sie nicht hundertprozentig aus dem Wasser filtern.
Als Hauptfilter sind diese Varianten also nicht geeignet. Schon eher können sie den Geschmack des Wassers verbessern, indem sie beispielsweise den Chlorgeschmack neutralisieren, der durch chemische Filterung entsteht.
Praktischerweise gibt es Aktivkohlefilter, die sich platzsparend auf deine Trinkflasche schrauben lassen.
Beachte jedoch, dass du vor der ersten Benutzung den Kohlestaub nach dem Einfüllen ausspülen solltest. Außerdem muss der Filter regelmäßig gewechselt werden – meist nach 6 Monaten.
Wahrscheinlich siehst du bereits: den Heiligen Gral zur Wasserfilterung gibt es nicht, und jede Methode hat sowohl Stärken als auch Schwächen.
Aus diesem Grund wurden Filtersysteme* geschaffen, die mehrere Arten der Wasseraufbereitung verbinden.
Ein Beispiel ist die Kombination von mechanischen Filtern, die groben Schmutz sowie Mikroorganismen heraussieben, und Aktivkohlefiltern für besseren Geschmack.
Meistens verfügen diese Produkte über ein Pumpsystem, sodass du dein Wasser auch aus flachen Gewässern gewinnen kannst.
Allerdings erhöhen sich dadurch Maße und Gewicht. Die meisten Geräte wiegen mindestens 300 Gramm und sind mit 100 Euro oder mehr nicht gerade billig.
Dafür geht diese Methode der Wasseraufbereitung relativ schnell von der Hand:
In nur wenigen Minuten hast du deine Flasche vollgepumpt – kein Vergleich zum Abkochen oder dem Einsatz chemischer Tabletten.
Auch hier gilt: Wenn der Filter verstopft ist, kann er seine Arbeit nicht mehr verrichten. Du solltest dich daher an die Herstellerangaben halten und ihn in regelmäßigen Abständen austauschen.
Eine weitere Methode, Wasser von Keimen zu befreien, stellt UV-Licht dar. Dieses weist eine höhere Energie auf als gewöhnliches Licht, wodurch Mikroorganismen – also Protozoen, Bakterien und Viren – effektiv abgetötet werden.
Die Anwendung ist denkbar einfach: Du musst die UV-Lichtquelle einfach einschalten und ins Wasser halten.
Außerdem geht das Filtern erfreulich schnell: Mit den meisten Geräten dauert es nur wenige Minuten, bis das Wasser trinkbar ist.
Qualitätsprodukte zeichnen sich außerdem dadurch aus, dass sie mehrere tausend Anwendungen mitmachen – eine langfristige Investition also.
Der Nachteil: Damit UV-Licht seine volle Wirkung entfalten kann, muss das Wasser klar sein.
Du solltest es also zuvor mechanisch filtern, was zusätzlichen Zeitaufwand bedeutet. Der Geschmack wird durch UV-Licht nicht verbessert, sodass sich ein Aktivkohlefilter als Ergänzung anbietet.
Natürlich benötigen UV-Lampen Batterien, die das Gewicht im Rucksack erhöhen und aus Gründen der Nachhaltigkeit nicht optimal sind.
Wer der Umwelt etwas Gutes tun will, sollte sich für Varianten mit aufladbarem Akku entscheiden.
Wenn du auf die Sauberkeit deiner Wasserquelle achtest, reduzierst du das Risiko von Keimen und anderen Verschmutzungen.
Es ist daher empfehlenswert, Wasser ausschließlich aus fließenden Gewässern und oberhalb von Weide- und Ackerland zu entnehmen.
Stehende Gewässer wie Seen kommen nur in absoluten Notfällen infrage. Doch selbst dann solltest du sichergehen, dass sich an der Entnahmestelle keine Tierkadaver oder Exkremente im Wasser befinden.
Zwar bieten die oben vorgestellten Methoden ausreichend Sicherheit vor Schwebstoffen und Mikroorganismen im Wasser.
Bei der Fülle an Chemikalien, die heute ins Grundwasser gelangen, ist es jedoch schlicht unmöglich, diese alle herauszufiltern.
Am besten informierst du dich vor dem Trip über Gebiete mit erhöhter Chemikalienbelastung, und entnimmst dort kein Wasser. Das gilt besonders für Industriegebiete und Innenstädte.
Bevor du deine Tour startest, solltest du das Equipment zur Wasseraufbereitung überprüfen:
Hat der Brenner genug Treibstoff? Sind die Filter-Tabletten noch haltbar? Muss der Aktivkohlefilter ausgetauscht werden?
So vermeidest du, inmitten der Wildnis auf dem Trockenen sitzen zu bleiben. Und natürlich schadet es nichts, mehrere Filter mitzunehmen, um auf Nummer sicher zu gehen.
Ideal ist es natürlich, wenn du dein Wasser überhaupt nicht filtern musst. Darum solltest du vorher recherchieren, ob entlang deiner Route natürliche Quellen liegen, an denen du deine Flasche auffüllen kannst.
Natürlich besteht immer die Möglichkeit, in der nächsten Zivilisation nach Trinkwasser zu fragen – ein Wunsch, den die meisten Hausbesitzer kaum verwehren dürften.
Allerdings bietet sich diese Vorgehensweise nur in Ländern an, die über sauberes Trinkwasser verfügen.
Auf Deutschland und vergleichbare Staaten der Ersten Welt trifft dies zu. In Asien, Südamerika oder Afrika solltest du Wasser aus der Leitung dagegen nicht unbehandelt zu dir nehmen.
Wie du siehst, ist die Wasseraufbereitung beim Bikepacking kein Hexenwerk. Folgende Checkliste hilft dir dabei, die richtige Methode für deine Bedürfnisse zu wählen:
Happy Bikepacking
Dennis
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