Was sind die Unterschiede?
Welche Vorteile hat das eine gegenüber dem anderen?
Und was soll ich jetzt eigentlich machen?
Um die Verwirrung etwas zu lockern, versuche ich euch in diesem Beitrag die Unterschiede beider Aktivitäten näher zu bringen.
Wenn man sich als Anfänger in der Welt der Fahrradreisen umsieht, stolpert man schnell über die Begriffe Bikepacking und Radreisen. Als ich begonnen habe mich für das Reisen mit dem Fahrrad zu interessieren, war ich anhand der Ähnlichkeit der Begrifflichkeiten etwas verwirrt.
Was sind die Unterschiede?
Welche Vorteile hat das eine gegenüber dem anderen?
Und was soll ich jetzt eigentlich machen?
Um die Verwirrung etwas zu lockern, versuche ich euch in diesem Beitrag die Unterschiede beider Aktivitäten näher zu bringen.
DIE UNTERSCHIEDE IN KÜRZE
Während klassische Radreisen in der Regel als mehrtägiges Fahrradabenteuer beschrieben werden, bei dem man tagelang, wochenlang, monatelang oder sogar jahrelang unterwegs ist und in der Regel auf gepflasterten Straßen oder Radwegen mit gelegentlichem Schotter- oder Kieswegfahren unterwegs ist, bezieht sich das Bikepacking im Allgemeinen auf Offroad-Radtouren über Schotterstraßen und Single-Track-Trails.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Art und Weise wie das Gepäck transportiert wird. Klassische Radreisende, die ihre Touren größtenteils auf asphaltierten Straßen absolvieren, verstauen ihr Equipment in der Regel in Packtaschen, die an Gepäckträgern (vorne und hinten) am Rad befestigt werden.
Bikepacker tendieren eher dazu ihre Ausrüstung in speziellen Taschen, die direkt am Fahrradrahmen befestigt werden, zu verstauen.
Aber klassisches Radreisen bedeutet nicht nur „Straßenfahrt“…. und Bikepacking bedeutet nicht nur „Geländefahrt“. Es ist nicht ungewöhnlich, dass beides miteinander kombiniert wird.
OK, das hat jetzt sehr wahrscheinlich noch nicht dazu beigetragen deine Verwirrung zu beseitigen. Deshalb nehmen wir jetzt beide Varianten etwas genauer unter die Lupe.
Da Bikepacking in der Regel nicht auf asphaltierten Straßen stattfindet, muss das gesamte Gepäck dafür ausgelegt sein, unwegsames Gelände, Schotterpisten, Schnee oder Sand auszuhalten und dabei so leicht wie möglich zu sein.
Typische Bikepacking Taschen sind daher robust und so leicht wie möglich. Üblicher Weise werden Bikepacking Taschen mit Hilfe von Gurtsystemen und Klettverschlüssen direkt am Fahrrad befestigt.
Diese Art der Befestigung ermöglicht es Packtaschen an jeder Art von Fahrradzu verwenden, da man nicht auf Gepäckträger oder spezielle Ösen und Löcher im Rahmen angewiesen ist.
Ein weiterer großer Vorteil von Bikepacking-Taschensystemen ist ein recht pragmatischer:
Wenn man weniger Platz hat, nimmt man auch weniger mit!
Ein typisches Bikepacking-Setup umfasst eine Satteltasche, eine Lenkertasche, eine Rahmentasche und ggf. mehrere kleine Zubehörtaschen (Vorbautaschen oder Käfigtaschen, die an der Gabel befestigt werden können).
Anstatt auf 2-4 große Taschen, wie beim klassischen Radreisen, wird das Gepäck beim Bikepacking also auf mehrere kleine Taschen verteilt. Dies führt automatisch zu einem reduziertem Packvolumen.
Das trägt dazu bei sich im Vorfeld noch intensiver mit dem Equipment auseinanderzusetzenund eine Packliste zu erstellen, die nur Dinge beinhaltet, die auch wirklich benötigt werden.
Das somit leichter Gewicht trägt zu einem besseren Fahrgefühl bei, und mindert die Anstrengungen, wenn das Rad einmal getragen werden muss.
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Bikepacking kann auf verschiedene Art und Weise und aus unterschiedlichen Motivationen heraus stattfinden.
Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass Bikepacking in vier Kategorien gegliedert werden kann:
Bei einem sogenannten „Overnighter“ dauert die Tour weniger als 24 Stunden. Solche Trips eignen sich perfekt dazu neues Equipment auszuprobieren oder einfach mal spontan dem Alltag zu entfliehen.
Wie die Beschreibung schon vermuten lässt, handelt es sich um Touren, die länger als einen Tag dauern. Diese Variante ist mehr oder weniger die Kernidee des Bikepackings. Mehrtägige Touren starten ab zwei Übernachtungen und können mehrere Wochen dauern.
Die Kunst besteht darin nur das nötigste mitzunehmen. Auch die nachfolgenden Kategorien „Ultraleicht/Rennen“ und „Expedition“ sind Mehrtägige Touren, jedoch gibt es Besonderheiten, die es Wert sind in einer eigenen Katgorie benannt zu werden.
Wie bei jeder Sportart gibt es auch beim Bikepacking diejenigen, die sich mit anderen messen und ihre eigenen Grenzen kennenlernen und erweitern wollen. Hier kommt Ultralight/Racing in die Welt des Bikepackings.
Mittlerweile gibt es in Vielzahl von Veranstaltungen bei denen sportbegeisterte Biker ihre Kräfte messen können. Ein prominentes Beispiel ist das Atlas Mountain Race in Marokko. Hier haben hartgesottene 8 Tage Zeit um 1145 Kilometer und 20000 Höhenmeter, mit minimalistischer Ausrüstung zu bewältigen.
Eine weitere Unterkategorie des mehrtägigen Radwanderns sind Expeditionsfahrten. Grob übersetzt handelt es sich hierbei um Mehrtagestouren, die in der maßgeblich Off-Road und in unwegsamen, kaum erschlossenem Gelände stattfinden.
Solche Touren können mit Rucksacktouren oder anderen Off Road Aktivitäten, wie z.B. Canyoning oder Rafting kombinier werden, so dass Abenteurer hier voll auf ihre Kosten kommen.
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Klassische Radreisen findet meist auf der Straße statt. Rad Reisende fühlen sich auf asphaltierten Straßen und Radwegen am wohlsten. Wenn es um die Unterbringung von Ausrüstungsgegenständen geht, dann spricht man gerne von einem sogenannten „4 oder 6 Bag Touring“.
Dabei werden konventionelle Radreisetaschen an dafür vorgesehenen Gepäckträgern (vorne und hinten) befestigt. Beim 6 Bag Setup kommt noch eine Lenkertasche und eine Gepäckträgertasche (oder ein Pack Sack hinzu).
Einer der großen Vorteile eines solchen Setups besteht in der Größe der Taschen. Es kann wesentlich mehr Equipment mitgenommen werden, so dass ein solches Setup bei langen Radreisen sehr beliebt ist.
Konventionelle Fahrradtaschen lassen sich in der Regel sehr leicht anbringen und wieder lösen, da sie über ein einfachen Klick-System verfügen. Oftmals kann die Radtasche auch mit Hilfe eines Gurtes oder eines Tragesystems direkt als Tasche oder Rucksack verwendet werden.
Durch die größere Kapazität der Fahrradtaschen ist man, mehr als beim Bikepacking, dazu geneigt zu viel Ausrüstung einzupacken. Ein höheres Gewicht kann sich nicht nur negativ auf das Fahrgefühl auswirken, sondern es ist definitiv auch anstrengender.
Mehr Anbauteile und damit mehr bewegliche Teile (Gepäckträger, Schrauben etc.) führen zwangsläufig auch zu einer höheren Ausfallwahrscheinlichkeit. Abgerissene Schrauben, defekte Haltesysteme oder gebrochene Gepäckträger sind keine Seltenheiten.
Mit der sorgsamen Wahl der Route und einer guten Werkstattausrüstung können sich konventionelle Radreisende aber auf solche Situationen gut einstellen.
Foto: © Attenberger@Vaude
Auch bei der konventionellen Art mit dem Rad zu reisen gibt es eine Vielzahl an Optionen und Varianten. Folgende drei Kategorien zählen zu den verbreiteten:
Bei dieser Variante gibt es ein Reiseführer, einen festen Plan und einen strukturierten Tagesablauf. Bei diesen Touren wird so ziemlich alles für Dich geplant: Hotels, Fahrräder, Routen, Verpflegung, Gepäcktransfers, Stadtrundfahrten und vieles mehr.
Der Reiseleiter ist vor Ort, um Dir die Region zu zeigen und wenn mal etwas kaputt geht wird sich auch darum gekümmert.
Eine selbstgeführte Radreise ist einer geführten Radreise ähnlich, da die Route, die Unterkunft und die Verpflegung von einem etablierten Fahrradtourismusunternehmen für Dich übernommen wird.
Der Unterschied besteht jedoch darin, dass Du bei einer selbstgeführten Tour nicht von einem erfahrenen Guide oder Reiseführer begleitet wirst. Stattdessen musst Du eine vorgeplante Route selbstständig absolvieren und dabei alles, was Du benötigst, auf Ihrem Fahrrad transportieren.
Während eine geführte Radtour in der Regel mit einer großen Gruppe von Personen durchgeführt wird, können selbstgeführte Radtouren allein oder mit einer kleineren Gruppe durchgeführt werden.
Schließlich gibt es noch die selbstorganisierte Fahrradtour, bei der Du allein (ohne Reiseleiter) deine Reise planst und durchführst. Du bist von A-Z für deine Radreise zuständig.
Du übernimmst die Routenplanung, organisierst die Übernachtungen und sorgst dafür, dass deine Ausrüstungvollständig und funktionsfähig ist.
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Bikepacker tragen in der Regel weniger Gewicht am Rad, so dass Touren in anspruchsvollem Gelände weniger anstrengen sind.
Natürlich können auch Radreisende mit ihren Tourenrädern abseits asphaltierte Straßen fahren, jedoch wird es mit dem höheren Gewicht und den Eigenschaften des Rades, eindeutig etwas schwieriger werden.
Konventionelle Taschen neigen dazu, auf rauen Straßen zu klappern, im Vergleich dazu, bist du mit einem Bikepacking Setup deutlich leiser unterwegs. Es soll auch einige Radfahrer geben , die meinen, dass Bikepacking-Setups etwas cooler und robuster aussehen als Radreisetaschen.
Ein klassisches Radreise Setup ermöglicht es, viel mehr Ausrüstung zu transportieren als ein Bikepacking-Setup. So finde mehr Luxusgegenstände Platz.
Wenn Du mit voll beladenenTaschen radelst, kannst Du für bis zu einer Woche Lebensmittel mitnehmen und musst, im Gegensatz zu vielen Bikepackern, nicht in teuren Supermärkten in kleinen Städten einkaufen oder unterwegs in Restaurants essen.
Es ist sehr einfach, seine Ausrüstung in Taschen zu verstauen und am Fahrrad zu befestigen. Bei einem Bikepacking-Setup hingegen ist jedoch eine gute Organisation, bedingt durch weniger Packvolumen, unerlässlich.
Wie entscheidest du jetzt, ob Bikepacking oder konventionelle Radreisen das geeignete Konzept für dich ist?
Es muss gar keine entweder oder Entscheidung sein! Mein derzeit beliebtestes Radreisekonzept ist es, Aspekte aus beiden Stilen zu kombinieren. Du kannst z.B. zwei kleine konventionelle Vorderradtaschen in Verbindung mit einer Lenkerrolle und einer Rahmentasche verwenden.
Ein solches Set-up bietet Dir etwas mehr Kapazität als ein reines Bikepacking-Setup, „zwingt“ dich aber auch, leichter zu packen als mit einem traditionellen 4-Taschen Setup.
Wenn Du völlig neu in der Bikepacking-Welt bist, aber vielleicht bereits ein Fahrrad mit Gepäckträger und entsprechender Fahrradtasche besitzt, ist die beste Variante, zunächst das zu benutzen, was du schon hast, und zu sehen, ob es dir gefällt. Das Equipment Arsenal kannst du Stück für Stück erweitern.
Die Anfangskosten für ein komplettes Bikepacking-System können gewaltig sein, und es macht Sinn, es im Vorfeld auszuprobieren, bevor man viel Geld in Ausrüstung investiert.
Wenn du dir nicht sicher bist, versuche beides. Es gibt viele Gruppen, Clubs und Reiseveranstalter, die Dir beim Einstieg helfen können. Ein bereits erfahrener Bikepacker wird dich bestimmt liebend gerne dabei Unterstützen seine Leidenschaft zu erkunden.
Mein Abschluss Tipp lautet: Lass dich anfänglich nicht zu sehr von all den verschiedenen Ausrüstungsgegenständen ablenken. Wenn du Lust auf eine Tour hast, dann mach eine Tour! Besinne dich auf das was du schon besitzt und probiere aus was dir am meisten Freude bereitet.
Ride on
Dennis
Titelbild: ©MarkusGeber@Vaude
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Hallo,
du hast die Themen gut angerissen, was ich vermisse ist die immer stärker werdene Gruppe der E-Bike Reisenden. Auch das ist sehr interessant, auch wenn die Motivation und Ziele ganz anders ausfallen. Dennoch haben auch die E-Biker ihre Berechtigung und es ist falsch und auch Sinnlos das abzuwerten. Das lässt ja glücklicherweise immer mehr nach da die grössten Lästerer mittlerweile selbst eins haben-:) Jedem das seine, hauptsache Spass sollte die Devise sein!
Viele Grüsse
Dirk
Hi Dirk,
danke für deine Nachricht. Zugegeben, das Thema Bikepacking mit dem E-Bike spielt auf simple-bikepacking bisher noch keine Rolle. Jedoch nicht aus Gründen der Ausgrenzung oder gar der Abwertung. Es ist eher der Tatsache geschuldet, dass ich mich bisher noch nicht intensiv genug damit beschäftigt habe. Dank deines kleinen Anstoßes bin ich mir aber sicher, dass es schon bald einen Artikel dazu geben wird 😉
Grüße
Dennis