Bikepacking ist vielseitig, abwechslungsreich und lässt sich nicht in ein starres Genre zwängen. Bikepacking-Touren mit dem Rennrad gehören ebenso dazu wie Touren mit dem Fatbike oder dem MTB.
Das Tolle an Bikepacking-Touren mit dem Rennrad sind die enormen Stecken, die man zurücklegen kann.
Anders als bei Bikepacking-Touren mit dem Gravelbike oder dem MTB, bewegt man sich mit dem Rennrad vornehmlich auf asphaltierten Straßen und oder Radwegen.
Das hat natürlich Einfluss auf die möglichen Geschwindigkeiten und die erreichbaren Tageskilometer.
Während man bei Touren in unwegsamem Gelände nur langsam vorankommt, kann mit dem Rennrad auf Asphalt ordentlich Gas gegeben werden.
Mit gutem Trainingslevel und der entsprechenden Ausdauer kann man Distanzen zurücklegen, die man sonst nur mit Zug oder Auto erreicht.
Um schnell voranzukommen und große Distanzen zurücklegen zu können, ist es beim Bikepacking mit dem Rennrad noch wichtiger, auf das Gewicht zu achten.
Einerseits dürfen keine essenziellen Ausrüstungsgegenstände vergessen werden, auf der anderen Seite ist pragmatischer Minimalismus gefragt.
So wird die Vorbereitung auf eine Bikepacking-Tour mit dem Rennrad zu einer Gratwanderung zwischen Komfort und Gewichtsersparnis.
In diesem Beitrag möchte ich dir Tipps und Tricks an die Hand geben, damit du dich optimal auf eine Rennrad-Bikepacking-Tour vorbereiten kannst.
Das Rennrad verkörpert die pure Sportlichkeit.
Es ist gebaut für hohe Geschwindigkeit und effizientes Fahrverhalten.
Der Rahmen ist meistens ein Leichtgewicht und die Reifen schmal und hart.
Die Kombination aus dünnen Reifen mit hohem Luftdruck, einer sehr sportlichen Sitzposition und einem steinharten Sattel machen ein Rennrad nicht gerade zu einem komfortablen Reisegefährt.
Auch in puncto Befestigungsmöglichkeiten hat ein Rennrad im direkten Vergleich mit einem Gravelbike das Nachsehen.
So sucht man Gewindebohrungen an Gabel, Ober- oder Unterrohr oft vergebens.
Weitere Einschränkungen stellen das sogenannte Systemgewicht und die Geometrie dar.
Das Systemgewicht gibt das zulässige Gesamtgewicht (Fahrrad+Fahrer+Gepäck) an.
Die ultraleichte Bauweise von Rennrädern bietet hier nur bedingt Raum für Zuladung.
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How-to Bikepack ist der Bikepacking-Ratgeber für Einsteiger und Einsteigerinnen und zeigt dir Schritt für Schritt, wie du unvergessliche Abenteuer in der Natur vorbereiten und umsetzen kannst.
Die Geometrie des Rahmens und der Anbauteile erschweren zudem das Anbringen der Bikepacking-Taschen.
Ein Rennradlenker ist um einiges schmaler als der eines Gravelbikes. So können z. B. nur kleine Lenkertaschen verbaut werden.
Durch die vielen Besonderheiten erscheint ein Rennrad für viele als ungeeignetes Bikepacking-Rad.
Für Rennrad-Fans und Minimalisten, die gerne zügig auf Asphalt unterwegs sind kann ein Rennrad jedoch genau die richtige Wahl sein.
Vorteile | Nachteile |
Gewicht | Streckenauswahl |
Reichweite / Distanz | Komfort |
Aerodynamic | Systemgewicht |
Geschwindigkeit | Befestigungsmöglichkeiten |
Minimalismus | Oft Felgenbremsen |
Geht es darum, eine Bikepacking-Tour mit dem Rennrad zu planen, gilt die Devise weglassen und nachwiegen.
Durch die zahlreichen Einschränkungen gilt es noch genauer zu überlegen, was wirklich mit an Bord sein muss und wie schwer die Ausrüstung ist.
Erste Wahl bei der Zusammenstellung der Ausrüstung für das Bikepacking mit dem Rennrad heißt ultraleicht Equipment.
Die Gewichtsunterschiede zu „normalen“ Produkten können am Ende mehrere Kilos ausmachen.
Auch wenn es schwerfällt, solltest du rigoros alles Zuhause lassen, was du während deiner Tour nicht zwingend benötigst.
Muss es wirklich die zweite Powerbank sein oder kannst du deine Geräte unterwegs aufladen?
Benötigst du tatsächlich ein weiteres Radtrikot oder kannst du es waschen und über Nacht trocknen lassen?
Wenn du dir bei jedem Ausrüstungsgegenstand diese Fragen stellst, wirst du schon bei der Planung einiges an Equipment aussortieren können.
Die Mehrfachverwendung von Gegenständen ist neben dem Weglassen ein weiterer Schlüssel zum Minimieren deines Gesamtgewichtes.
So kann z. B. ein Packsack der mit Wäsche gefüllt ist als Kopfkissen dienen.
Kurzum, damit das Rennrad-Bikepacking ein voller Erfolg wird, beherzige folgende Ratschläge:
Urheber: Restrap
Mit dem nachfolgenden Set-up und den entsprechenden Produktvorschlägen möchte ich dir Inspiration und Anregungen geben, die du für die Zusammenstellung deiner eigenen Packliste nutzen kannst.
Das Set-up umfasst lediglich Bikepacking-Taschen, sowie Schlaf- und Kochausrüstung.
Auf Kleidung, Verpflegung, Werkstattausrüstung und Hygieneartikel gehe ich an dieser Stelle nicht weiter ein.
Rennrad Bikepacking-Taschen müssen drei Kriterien erfüllen:
Bei der Zusammenstellung des Rennrad-Taschen-Set-ups habe ich mich auf Satteltasche, Rahmentasche, Oberrohrtasche und Lenkertasche beschränkt.
Sollte dieser Platz nicht ausreichen, kann die Transportkapazität durch einen leichten Rucksack oder zusätzlichen Zubehörtaschen erweitert werden.
Für Rennradfahrer:innen, die mit einem Aero-Aufsatz unterwegs sind, habe ich eine Tasche mit aufgeführt, die direkt am Aufsatz montiert werden kann.
Wer ultraleichte Bikepacking-Taschen für den Einsatz am Rennrad sucht, kommt an der Racing Serie von Apidura* (fast) nicht vorbei.
Es gibt mittlerweile mehrere Hersteller, die sich auf extrem leichte Taschen fokussieren, aber die meisten kommen nicht an das Gewicht der Apidura Taschen heran (bei gleichem Volumen).
Falls ihr weitere ultraleichte Taschen kennt, könnt ihr diese gerne in die Kommentare schreiben!
Die „Racing Saddle Bag“ von Apidura ist in zwei Größen erhältlich.
Die 5 Liter Variante bringt 200g auf die Waage.
Der große Bruder, die 7 Liter fassende Satteltasche wiegt 210g.
Die Satteltasche kommt mit einem schlanken und kompakten Design daher und bietet ausreichend Platz für Kleidung und Ausrüstungsgegenstände.
Verschließen lässt sich die Tasche mit einem Rolltop-Verschluss und die Befestigung erfolgt mithilfe von genau angepassten Befestigungsschnallen.
Auch die Rahmentasche meiner Wahl kommt aus dem Hause Apidura.
Die Rahmentasche „Racing Frame Pack“ ist ebenfalls in zwei Größen erhältlich.
Als 2,4 Liter Version wiegt die Tasche luftige 145 g. Wenn du etwas mehr Stauraum benötigst, steht dir die 205 g schwere 4 Liter Variante zur Verfügung
Foto: © Apidura
Das deutsche Unternehmen Cyclite produziert seit 2020 ultraleichte Bikepacking-Taschen.
Die „Handle Bar Roll/01“ hat ein großzügiges Fassungsvermögen von 12,6 Litern bei sage und schreibe 198g.
Wenn du mit dem Kauf einer Lenkerrolle für dein Rennrad liebäugelst, solltest du vorher unbedingt messen, wie breit dein Lenker ist.
Nur so kannst du sicher sein, dass die Tasche deiner Wahl auch problemlos an dein Rennrad passt.
Foto: © Cyclite
Falls du mit einem Aero-Aufsatz unterwegs bist, wird der ohnehin schon begrenzte Platz zwischen deinem Lenker noch etwas weniger.
Um den Raum effizient auszunutzen, gibt es spezielle Bikepacking-Taschen, die am Aero-Lenker befestigt werden können.
Die Firma Cyclite hat auch hier ein passendes Produkt im Portfolio.
Die „Handle Bar Aero Bag/01“* bietet 4,9 Liter Fassungsvermögen, bei leichten 208 g, bzw. 139 g bei ausgebauter Versteifung.
Das Packvolumen ist bei einem Rennrad noch beschränkter, als es beim Bikepacking ohnehin schon ist.
Umso praktischer ist eine große und aerodynamische Oberrohrtasche.
Auch hier hat Apidura das passende Produkt im Portfolio.“Racing long Top Tube Pack“ heißt die 2 Liter fassende Zubehörtasche.
Die Oberrohrtasche bietet ausreichend Stauraum für Ausrüstung, die schnell erreichbar sein muss und bringt nur 210 g auf die Waage.
Foto: © Apidura
Rennrad Taschen | Volumen | Gewicht |
Apidura Racing Saddle Pack* | 7 L | 215 g |
Apidura Racing Frame Pack* | 4 L | 205 g |
Cyclite Handle Bar Roll / 01* | 12,6 L | 198 g |
Cyclite Handle Aero Bag / 01* | 4,9 L | 108 g |
Apidura Racing Top Tube long* | 2 L | 210 g |
Urheber: Restrap
Schlafsack, Isomatte und Zelt treiben das Gesamtgewicht deines Set-ups nach oben.
Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass hier viel Potenzial für Gewichtseinsparung schlummert.
Die Wahl der „richtigen“ Ausrüstung bzw. Übernachtungsvariante entscheidet über das Gewicht deiner Schlafausrüstung, das du transportieren musst.
Die wohl leichteste Variante, beim Bikepacking draußen zu übernachten, ist es, ein Tarp anstelle eines Zeltes zu verwenden.
Ein Tarp ist nicht mehr als eine leichte, wetterbeständige Plane, die dich und deine Ausrüstung vor Witterungseinflüssen schützt.
Das Tarp Escapist 15 von Sea to Summit wiegt leichte 260 g.
Gegen Nässe von unten schützt eine Bodenplane (Groundsheet), die mit ca. 50 g nur kaum ins Gewicht fällt.
Das minimalistische Übernachten mit Tarp ist nicht jedermanns Sache.
Wenn du es vorziehst, in einem geschlossenen Raum zu übernachten, ist ein ultraleichtes Bikepacking-Zelt eine (etwas schwerere) Alternative.
Die richtige Schlafmatte hat großen Einfluss auf deine Schlafqualität.
Bei der Auswahl einer ultraleichten Schlafmatte stehst du immer vor dem Kompromiss Komfort vs. Gewicht.
Auf dem Markt tummeln sich mittlerweile viel Hersteller, die sich dieser Herausforderung angenommen haben.
Allen vorweg, Therm-a-Rest, mit der fast schon legendären ultraleicht-Matte Neo Air X-Lite (Größe Large 470g).
Eine Alternative kann die InsulatedStatic V Ultralite SL der Firma Klymit darstellen.
Diese bringt ca. 450 g auf die Waage, hat jedoch auch einen geringeren R-Wert und ist daher eher für das Frühjahr und den Sommer zu empfehlen.
Die leichtesten Outdoor-Schlafsäcke wiegen unter 400 g.
Bei dieser Gewichtsklasse kommen Daunen zum Einsatz.
Synthetische Materialien würden bei gleicher Wärmeleistung schwerer ausfallen.
Das Gewicht eines Schlafsacks hängt maßgeblich von der Temperaturklasse und der Größe ab.
Ein guter Allrounder ist der Cumulus X-Lite 200, der in der Größe L 380 g wiegt und dabei eine Komforttemperatur von 4 Grad aufweisen kann.
Wer es beim Schlafen noch minimalistischer mag, kann ein Quilt verwenden.
Quilts sind leichte Daunendecken (Schlafsack ohne Unterseite), die dich nur von oben bedecken.
Deine Unterseite wird durch die Schlafmatte gewärmt, auf der du direkt liegst.
Rennrad Schlaf-Setup | Gewicht | |
Schlafsack (inkl.Packsack) | Cumulus X-Lite 200 (Größe L) | 380 g |
Tarp | StS Escapist 15D Tarp (Medium 2 x 2.6)* | 257 g |
Groundsheet | TLD PolyGround (Größe M - 2,4 x 1 m)* | 44 g |
Schlafmatte (inkl. Packsack) | Therm-a-Rest NeoAir Xlite* | 365 g |
Heringe (ohne Verpackung) | 5x Decathlon ultralight Heringe* | 10 g |
Urheber: Restrap
Titan macht es möglich, das Gewicht der Kochausrüstung sehr gering zu halten.
Kochsysteme, die aus dem Ultraleicht-Trekking kommen, ergänzen das Set-up und sorgen dafür, dass deine komplette Küchenausrüstung nicht mehr als 300-400 g wiegen kann.
Rennrad Küchen-Setup | Gewicht | |
Kocher | Esbit -Kocher Titan* | 13 g |
Brennstoff (3x) | Esbit Trockenbrennstoff* | 14 g |
Topf | TOAKS 550ml Kochtopf* | 75 g |
Messer | Opinel No 6* | 30 g |
Göffel | Titan Göffel* | 20 g |
Aufbewahrung | Zip Lock Beutel* | 3 g |
Feuerzeug | Mini Feuerzeug* | 15 g |
Urheber: Restrap
In Sachen Abenteuer und Fahrfreude muss sich Rennrad-Bikepacking gegenüber dem eher offroad orientierten Bikepacking mit Gravelbike und Co nicht verstecken.
Wenn du es liebst, schnell und aerodynamisch unterwegs zu sein und dabei große Distanzen zurückzulegen, kommst du mit dem Rennrad voll auf deine Kosten.
Bei Bikepacking-Touren mit dem Rennrad musst du jedoch Abstriche bei den Themen Komfort, Routenauswahl und Gepäckkapazität (Stichwort Systemgewicht) in Kauf nehmen.
Stört dich das nicht, wirst du mit dem Rennrad tolle und unvergessliche Bikepacking-Momente erleben.
Happy Bikepacking
Dennis
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Hallo,
Ich habe gerade meine erste Bikepackingtour (Alpe-Adria-Radweg) hinter mir und kann für schmale (Damen)Lenker keine Lenkerrolle empfehlen, die sich seitlich verschließen lässt. Das schränkt schnell die Schaltung ein. So eine Rolle hat meine Freundin. Ich habe die Lenkerrolle mit 7l von Restrap und bin sehr zufrieden. Auch hier muss man beim Packen achtgeben, aber das passt zumindest seitlich gut. Und als Oberrohrtasche habe ich auch die long-Variante mit 2l von Restrap. Da bin ich auch super zufrieden mit.
Hallo Nicole,
danke, dass du deine Erfahrungen hier mit uns teilst! Falls du etwas Abstriche beim Stauraum machen kannst, ist bei einem schmalen Lenker evtl. ein Toploader eine gute Wahl. In diesem Artikel bin ich etwas genauer auf das Thema Lenkertaschen eingegangen.
Happy Bikepacking!
Dennis
Hallo, ich war diese Jahr nach länger Zeit mit dem E-Bike im Urlaub.
Und muss zugeben, ein E-Bike ist mir fürs Bike Packking zu schwer.
Daher werde ich im nächsten Jahr mit dem Gravelbike in Urlaub fahren. Da ich von Hotel zu Hotel fahren möchte, komme ich mit sehr wenig aus.
Ich Frage mich nur in der letzten Zeit, welche Kombination sinnvoller ist.Satteltasche mit Lenkertasche oder Satteltasche mit einer Rahmentasche.
Würde mich freuen, wenn du einen Tipp für mich hast.
Gruß Heiko
Servus Heiko,
danke für deinen Beitrag! Persönlich würde ich in der von dir beschriebenen Situation die Kombination aus Satteltasche und Rahmentasche wählen. Wenn du keine Schlafutensilien wie Zelt, Schlafsack etc. mitführen musst, bekommst du die andere Ausstattung locker in Sattel- und Rahmentasche. Ein weiterer Vorteil: Ohne die Lenkertasche ist die Gewichtsverteilung und damit auch das Fahrgefühl / verhalten etwas besser.
Viel Spaß auf deinen zukünftigen Touren!
Dennis